Zu den Südseeinseln auf dem Braunschweiger Südsee gelangen Sie mit dem Fahrrad!
Die Bootstouren finden an folgenden Tagen statt:
23.06.19, 16.00-18.00 Uhr
29.06.19, 12.00-15.00 Uhr
30.06.19, 12.00-15.00 Uhr
06.07.19, 14.00-16.00 Uhr
07.07.19, 10.00-12.00 Uhr
Sondertermine nach Abfrage möglich
Kontakt: [email protected]
Die Bootstouren finden an folgenden Tagen statt:
23.06.19, 16.00-18.00 Uhr
29.06.19, 12.00-15.00 Uhr
30.06.19, 12.00-15.00 Uhr
06.07.19, 14.00-16.00 Uhr
07.07.19, 10.00-12.00 Uhr
Sondertermine nach Abfrage möglich
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3_mail_suedsee-inseln_braunschweig_infos.pdf |
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Studierende, lieber Seglerverein,
Der Südsee.
Die Südsee.
Südseeinseln.
Heute sind wir hier um 5 Südseeinseln auf dem Südsee zu eröffnen, die in den letzten sechs Wochen am Institut für Architekturbezogene Kunst im Rahmen des Sommersemesters „Südseeinseln im 21. Jahrhundert“ von ca 180 Architekturstudierenden im zweiten Semester realisiert wurden.
Zum Südsee komme ich mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit den Öffentlichen, mit dem Auto oder wie einige Studierende es kürzlich in ihrem Mapping zum Südsee gemacht haben, mit dem Boot, mit einem Ei auf dem Löffel laufend, mit dem Kreuzfahrtschiff, mit der Zigarette, virtuell, tänzelnd, joggend, fußballspielend, Müll sammelnd, Pflanzen bestimmend, also auf vielfältigste Art und Weise den Weg dorthin unterschiedlich wahrzunehmen.
Die Südseeinseln im pazifischen Ozean erreiche ich nur mit dem Flugzeug. Ich muss fliegen oder ich versuche auf dem Landweg die über 20.000 km zu bewältigen. Im Flugzeug kann ich nicht joggen, ich kann nicht fussballspielen und auch das Rauchen ist schon lange in Flugzeugen verboten.
Die Südsee, die ich nur mit dem Flugzeug erreiche, war und ist für viele immer noch ein Sehnsuchtsort.
Palmen
saubere Strände
Korallen
Erholung.
Der Südsee in Braunschweig ist ein künstlich angelegter See und liegt südlich von Braunschweig, hat einen Umfang von 3,5 km und eine Tiefe von 3, 4 m und einen direkten Fahrradweg. 10 Minuten brauche ich um mit dem Fahrrad vom Hauptbahnhof zum Südsee zu kommen.
Um zu den Südseeinseln im Südpazifik zu gelangen verbrauche ich laut atmosfair über 11 Tonnen CO2 wenn ich die westliche Route benutze, über Asien sind es sogar 1000 Kilo mehr. Atmosfair zeigt uns aber nicht nur den Verbrauch unseres Fluges, sondern teilt uns auch den Pro Kopf Verbrauch pro Jahr mit: Dieser sollte nicht höher als bei
2,5 Tonnen CO 2 liegen. Zum Vergleich liegt in Indien der pro Kopf Austoss bei 1,6 Tonnen CO2 , während wir in Deutschland mit 9 Tonnen CO 2 vor unseren euröpäischen Nachbarn liegen.
In diesem Sommersemester haben wir uns mit den 180 Studierenden aus dem zweiten Semester intensiv mit Sichtweisen zum Klimawandel oder sagen wir besser Klimakrise in Bezug auf den Südsee und die Südseeinseln auseinandergesetzt.
Mehr als ein Drittel des Kohlenstoffs nehmen die Ozeane weltweit aktuell auf. Doch dieser Puffer gerät an seine Grenzen, die Meere übersäuern. Dramatisch kann dies jeder am Sterben der Korallenbänke sehen. Die Korallenbänke sind widerum Lebensgrundlage für einen Teil des marinen Lebens. Durch die stetige Erderwärmung, die unter anderem mit unserem extremen Bedarf nach Energie und Ressourcen zu tun hat, sind Südseeinseln die ersten Orte die bald verschwinden werden. Tausende Menschen bereiten sich auf eine Flucht vor.
Aber auch in Niedersachsen und speziell in Berlin und Brandenburg ist der Klimawandel deutlich spürbar. Nächste Woche sind Temperaturen von bis zu 40 Grad vorhergesagt. Die extremen Temperaturen, die Versteppung in Brandenburg zeigen, dass wir schon mitten drin sind.
Ein Artikel der Wochenzeitung Zeit, bringt es auf den Punkt.
„Schon wieder Alarmstimmung? Immer noch, denn es ist absehbar, dass Veränderungen an einigen Orten der Erde und in Teilen des Klimasystems kurz davor sind, kritische Schwellenwerte zu erreichen. Ab dann setzen sie globale Trends in Gang, die eine unaufhaltsame Kettenreaktion bedeuten würden. Die Welt steht vor dem Point of no Return. Kippelemente nennen die Forscherinnen und Forscher diese Phänomene, die das Zeug haben, unumkehrbare Ereignisse loszutreten – das Klimasystem zu kippen. „
Die Frage ist, wie kann man ein Thema dass sich auf den ersten Blick auf der anderen Seite der Erdhalbkugel abspielt auf den Südsee in Braunschweig übertragen werden und gibt es da Überschneidungen? Am Anfang des Semesters haben uns Prof. Dr. Schwalb und Dr. Schwarz vom Institut für Geosysteme und Bioindikation der TU Braunschweig über die anthropogenen Einflüsse auf aquatische Ökosysteme informiert wo besonders der Südsee in Braunschweig im Fokus stand.
Die thematischen Schwerpunkte der einzelnen Inseln Habitat, Dystopie, Expeditionund Living Unit haben sich mit der Zeit herauskristallisiert und wurden inhaltich, sowie formal ästhetisch von den Studierenden bearbeitet.
Eine Insel zu bauen und das Wasser als Basis für eine Ausstellung zu benutzen birgt andere Schwierigkeiten als auf sicherem Grund in einem geschützten Raum etwas zu bauen und auszustellen. Die Insel ist Wind und Wasser ausgesetzt. Tieren und Menschen. Sonne und Gewitter. Und die Insel muss schwimmen und nicht untergehen. Sie muss Lasten tragen und diese sollten im Idealfall senkrecht stechen. Alle Studierende entwickelten und realisierten gleich am Anfang des Semesters einen Ponton- einen Schwimmkörper, der ein Kilo Mehl tragen sollte. Wie ist das Verhältnis des Schwimmkörpers zur Schwimmlast und wie ist es mit der Windlast? Und welches Material darf ich auf einem Gewässer überhaupt benutzen?
All diese Fragen mussten neben der inhaltlichen Recherche geklärt werden. Daraus sind 48 Modelle entstanden, aus denen die Studierenden 18 Modelle ausgesucht wurden, die heute im Bootshaus zu sehen sind. Aus diesen 18 Modellen hat eine Auswahlkommission von Externen und Internen 5 Themenmodelle zur Realisierung vorgeschlagen.
Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei der Auswahlkommission bedanken. Bei Prof. Dr. Tatjana Schneider von der TU Braunschweig, bei Dr. Anne von der Hagen, Kunsthistorikerin und Vorsitzende des allgemeinen Konsumvereins, bei Herrn Andreas Fintrup, dem 1. Vorsitzender des Seglervereins und Herrn Hasenfuss von der Abteilung Umweltschutz. Die Modelle die vorgeschlagen wurden, sind danach in der Gruppe je nach Machbarkeit und Inhalt zur Realisierung optimiert wurden. Ideen von anderen Modellen sind in die Realisierung mit eingeflossen, Autorenschaften lösten sich auf.
Starten wir mit der Insel Expedition, die von Natalija Miodragovic und Benjamin Menzel geleitet wurde. Diese Insel befindet sich von uns am weitesten entfernt. Die Definition für Expedition ist: Forschungsreise einer Personengruppe [in unerschlossene Gebiete]
Das Thema der Expedition ist die Reise ins Ungewisse. Die Reise in unerschlossende Gebiete, von denen wir nicht wissen wie sie ausgehen. Wir wissen das der Klimawandel oder nennen wir es Klimakrise, dass wir mitten drin stecken und es einen Kippmoment gibt. Eine Kettenreaktion wo es keinen Knopf mehr gibt, um auf Return zu drücken. Die Insel könnte von seiner Kubatur ein Eisberg sein. Ein schmelzender Eisberg. Der Eisberg ist aus Leitern und Metallketten konstruiert und mit Sisalstricken umspannt. Fehlt ein Glied in der Kette, zerbricht die Konstruktion. Alles wirkt leicht und zerbrechlich. Die Studierenden haben zu ihrer Insel folgenden Text geschrieben:
“Die Klimaerwärmung ist ein omnipräsentes Thema und kaum etwas steht so symbolisch daür, wie ein schmezlender Eisberg, der in unserer Arbeit dargestellt wird. Aktuell verschwinden allein in der Antarktis ca 4000 Tonnen Eis pro Sekunde, ein Prozess der durch den Menschen versursacht und weiter angetrieben wird. Schmilzt das gesamte Eis der Antarktis, stiege der Meeresspeigel um bis 60 Meter. Die Südseeinseln, wie die Malediven und Fidschi, gäbe es nicht mehr und Braunshcweig sticht aus dem Meer heraus.
Ein weiteres Phänomen, das durch den Temperaturanstieg ausgelöst wird, ist das verstärkte Wachstum verschiedener Algen, wie zum Beispiel der Rotalgen in Gletschergebieten und Baualgen in Braunschweiger Südsee. Es kommt zu weiteren negativen Einflüssen auf Gletscher und Ökosysteme, sodass sich der selbstzerstörende Krauslauf fortsetzt.“
Ilka Raupach und Gergely Laszlo haben die Gruppe Habitat geleitet. Habitat ist ein Standort für eine bestimmte Tier oder Pflanzenart. Das Material, dass dafür genutzt wurde ist vor Ort am Institut für Architekturbezogene Kunst gefunden worden. Baumstämme aus dem Querumer Forst. Baumstämme waren lange Zeit Grundstoff für Floße und Boote.
Aber ein Floss - eigentlich der ideale Ponton für den See sollte es nicht sein. das wäre zu einfach. So wurde die Frage gestellt: Was passiert, wenn man ein Floss bauen will, aber auf dem Weg zum Südsee vergisst wie es geht? Bei dieser Inselgruppe ging es nicht um das Ergebnis, sondern um den Prozess des Findens, Sammelns, des Transports und des Zusammensteckens mit einfachsten Hilfsmitteln und der eigenen Körperkraft. Der 13 km lange Weg mit dem Stämmen wurde gemeinsam vollzogen. 40 Studierende gingen vor zwei Wochen den kompletten Weg vom Querumer Forst in den Süden mit der Last von ca 2,5 Tonnen Holz.
Vor Ort wurden die Stämme mit einfachsten Werkzeugen gekürzt. Die dabei entstandene Skulptur lässt verschiedene Interpretationen offen. Einerseits weist die „zaunartige“ Anordnung der Baumstämme auf die Problematik der Abgrenzung, Markierung und Privatisierung von Land und Gewässer hin, anderseits erinnert die Inselgruppierung an Wellenbrecher im Meer und kann als Habitat für verschiedenste Tierarten dienen.
Die Gruppe Dystopie geleitet von Sina Heffner und Bernd Schulz haben gleich zwei Inseln realsiiert.Eine Dystopie ist eine pessimistische Beschreibung einer unethischen und negativen Gesellschaftsordnung.
Etwas 70 Prozetn der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Nach einer Studie von Greepeace schwimmen heute in jedem Quadratkilometer der Meere hunderttausende Teile Plastikmüll. Seevögel verenden qualvoll an Handyteilen in ihrem Magen, Schildkröten halten Plastiktüten für Quallen und Fische verwechseln winzige Plastikteilchen mit Plankton.
Neoase heißt die Arbeit die von weitem wie eine Palme aussieht. Die utopische Trauminsel wird bei näherem Hinsehen zur Dystopie.
Trinkwasser wird in Plastikflaschen transportiert, kommt aus Frankreich und Italien um gerade in exklusiven Restaurants uns ein Gefühl von mediteranen Flair zu suggerieren. Dabei ist die Trinkwasserqualität aus der Leitung gerade in Deutschland sehr gut. Die Skulptur „bottled water“ ein 3 x 3x 3 meter grosser Würfel aus Wasserkisten zeigt uns die Menge an Wasser, die wir in zwei Monaten verbruachen. So ist es bei uns selbstverständlich, dass wir mit Trinkwasser spülen, mit Trinkwasser duschen, mit Trinkwasser unsere Wohnung säubern, während in anderen Ländern der Zugang zu saubern Wasser nicht selbstverständlich ist.
Die letzte und vom Grundriss größte Arbeit Living Unit besteht aus 5 gleich grossen Inseln. Alice Goudsmit und Michael Zwingmann haben diese Gruppe betreut. Was muss eine autarke Wohneinheit abdecken können, um mit dem steigenden Meerspiegel die menschlichen Grundbedürfnisse abdecken zu können? Dabei erforderlich werden Anpassungen auf die neue Umgebung durch Erfindergeist und Kreativität. Diese für die Autarkie erforderlichen Anpassungen sind: Die Versorgung mit Wasser, Nahrung, Energie und die Gewährleistung von Schutz.
Jede einzelne Wohneinheit, die beliebig miteinander verbunden werden können, um gemeinsam eine Wohneinheit zu ergeben sind den Themen Gemeinschaft, Wohnen, Bildung und Versorgung gewidmet. So gibt es auf der einen Insel ein Windrad, dass während der Ausstellung den Strom für die Beleuchtung liefert. Es gibt Pflanzen auf der Insel, die mit dem Seewasser bewässert werden. Eine kleine Bibliothek lädt zum Lesen ein und eine Flagge in den Farben Blau für Wasser und Himmel und grün für die Erde schafft ein Gefühl von Identität.
Neben den Inseln ist auch eine Radiosendung in Kooperation mit der Okerwelle entstanden, die sie neben der Präsentation der Modelle im Bootshaus hören können. Besonders möchte ich dabei die Werbetrailer herausheben, wo die Studierenden mit den jeweiligen Themen verschieden Szenarien entwickelten.
Zuletzt möchte ich mich ganz herzlich bei Andreas Fintrup bedanken, der letztes Jahr auf uns zukam und uns die Möglichkeit gegeben hat in Kooperation mit dem Seglerverein dieses künstlerische Wagnis auf der Südee zu realiiseren. Ich möchte mich besonders bei Sina Heffner, Bernd Schulz, Gergely Lazlo, Ilka Raupach, Alice Goudsmit, Michael Zwingmann, Natalija Miodragovic und Benjamin Menzel bedanken, die in den letzten Wochen viele viele Stunden mit den Studierenden an der Realisation der Inseln gearbeitet haben, die über das übliche Maß hinausging. Ich danke der Stadt Braunschweig Fachbereich Kultur und Wissenschaft, sowie der Sparkassenstiftung für die finazielle Unterstützung, sowie real für das Zur Verfügung stellen der Wasserkästen.
Aber ich möchte mich auch bei den vielen Studierenden bedanken, die diesen ungewöhnlichen Weg einer Ausstellung auf dem Wasser positiv und begeisternd und wandernd begegnet sind.
Jetzt möchte ich sie alle einladen, sich ein Boot zu suchen und sich die Inseln in der Nähe zu betrachten.
Die Termine für weitere Bootstouren finden sie auf unserem Flyer. Es sind auch Sondertermine nach Anfrage möglich.
Und nun See ahoi!
Folke Köbberling
Der Südsee.
Die Südsee.
Südseeinseln.
Heute sind wir hier um 5 Südseeinseln auf dem Südsee zu eröffnen, die in den letzten sechs Wochen am Institut für Architekturbezogene Kunst im Rahmen des Sommersemesters „Südseeinseln im 21. Jahrhundert“ von ca 180 Architekturstudierenden im zweiten Semester realisiert wurden.
Zum Südsee komme ich mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit den Öffentlichen, mit dem Auto oder wie einige Studierende es kürzlich in ihrem Mapping zum Südsee gemacht haben, mit dem Boot, mit einem Ei auf dem Löffel laufend, mit dem Kreuzfahrtschiff, mit der Zigarette, virtuell, tänzelnd, joggend, fußballspielend, Müll sammelnd, Pflanzen bestimmend, also auf vielfältigste Art und Weise den Weg dorthin unterschiedlich wahrzunehmen.
Die Südseeinseln im pazifischen Ozean erreiche ich nur mit dem Flugzeug. Ich muss fliegen oder ich versuche auf dem Landweg die über 20.000 km zu bewältigen. Im Flugzeug kann ich nicht joggen, ich kann nicht fussballspielen und auch das Rauchen ist schon lange in Flugzeugen verboten.
Die Südsee, die ich nur mit dem Flugzeug erreiche, war und ist für viele immer noch ein Sehnsuchtsort.
Palmen
saubere Strände
Korallen
Erholung.
Der Südsee in Braunschweig ist ein künstlich angelegter See und liegt südlich von Braunschweig, hat einen Umfang von 3,5 km und eine Tiefe von 3, 4 m und einen direkten Fahrradweg. 10 Minuten brauche ich um mit dem Fahrrad vom Hauptbahnhof zum Südsee zu kommen.
Um zu den Südseeinseln im Südpazifik zu gelangen verbrauche ich laut atmosfair über 11 Tonnen CO2 wenn ich die westliche Route benutze, über Asien sind es sogar 1000 Kilo mehr. Atmosfair zeigt uns aber nicht nur den Verbrauch unseres Fluges, sondern teilt uns auch den Pro Kopf Verbrauch pro Jahr mit: Dieser sollte nicht höher als bei
2,5 Tonnen CO 2 liegen. Zum Vergleich liegt in Indien der pro Kopf Austoss bei 1,6 Tonnen CO2 , während wir in Deutschland mit 9 Tonnen CO 2 vor unseren euröpäischen Nachbarn liegen.
In diesem Sommersemester haben wir uns mit den 180 Studierenden aus dem zweiten Semester intensiv mit Sichtweisen zum Klimawandel oder sagen wir besser Klimakrise in Bezug auf den Südsee und die Südseeinseln auseinandergesetzt.
Mehr als ein Drittel des Kohlenstoffs nehmen die Ozeane weltweit aktuell auf. Doch dieser Puffer gerät an seine Grenzen, die Meere übersäuern. Dramatisch kann dies jeder am Sterben der Korallenbänke sehen. Die Korallenbänke sind widerum Lebensgrundlage für einen Teil des marinen Lebens. Durch die stetige Erderwärmung, die unter anderem mit unserem extremen Bedarf nach Energie und Ressourcen zu tun hat, sind Südseeinseln die ersten Orte die bald verschwinden werden. Tausende Menschen bereiten sich auf eine Flucht vor.
Aber auch in Niedersachsen und speziell in Berlin und Brandenburg ist der Klimawandel deutlich spürbar. Nächste Woche sind Temperaturen von bis zu 40 Grad vorhergesagt. Die extremen Temperaturen, die Versteppung in Brandenburg zeigen, dass wir schon mitten drin sind.
Ein Artikel der Wochenzeitung Zeit, bringt es auf den Punkt.
„Schon wieder Alarmstimmung? Immer noch, denn es ist absehbar, dass Veränderungen an einigen Orten der Erde und in Teilen des Klimasystems kurz davor sind, kritische Schwellenwerte zu erreichen. Ab dann setzen sie globale Trends in Gang, die eine unaufhaltsame Kettenreaktion bedeuten würden. Die Welt steht vor dem Point of no Return. Kippelemente nennen die Forscherinnen und Forscher diese Phänomene, die das Zeug haben, unumkehrbare Ereignisse loszutreten – das Klimasystem zu kippen. „
Die Frage ist, wie kann man ein Thema dass sich auf den ersten Blick auf der anderen Seite der Erdhalbkugel abspielt auf den Südsee in Braunschweig übertragen werden und gibt es da Überschneidungen? Am Anfang des Semesters haben uns Prof. Dr. Schwalb und Dr. Schwarz vom Institut für Geosysteme und Bioindikation der TU Braunschweig über die anthropogenen Einflüsse auf aquatische Ökosysteme informiert wo besonders der Südsee in Braunschweig im Fokus stand.
Die thematischen Schwerpunkte der einzelnen Inseln Habitat, Dystopie, Expeditionund Living Unit haben sich mit der Zeit herauskristallisiert und wurden inhaltich, sowie formal ästhetisch von den Studierenden bearbeitet.
Eine Insel zu bauen und das Wasser als Basis für eine Ausstellung zu benutzen birgt andere Schwierigkeiten als auf sicherem Grund in einem geschützten Raum etwas zu bauen und auszustellen. Die Insel ist Wind und Wasser ausgesetzt. Tieren und Menschen. Sonne und Gewitter. Und die Insel muss schwimmen und nicht untergehen. Sie muss Lasten tragen und diese sollten im Idealfall senkrecht stechen. Alle Studierende entwickelten und realisierten gleich am Anfang des Semesters einen Ponton- einen Schwimmkörper, der ein Kilo Mehl tragen sollte. Wie ist das Verhältnis des Schwimmkörpers zur Schwimmlast und wie ist es mit der Windlast? Und welches Material darf ich auf einem Gewässer überhaupt benutzen?
All diese Fragen mussten neben der inhaltlichen Recherche geklärt werden. Daraus sind 48 Modelle entstanden, aus denen die Studierenden 18 Modelle ausgesucht wurden, die heute im Bootshaus zu sehen sind. Aus diesen 18 Modellen hat eine Auswahlkommission von Externen und Internen 5 Themenmodelle zur Realisierung vorgeschlagen.
Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei der Auswahlkommission bedanken. Bei Prof. Dr. Tatjana Schneider von der TU Braunschweig, bei Dr. Anne von der Hagen, Kunsthistorikerin und Vorsitzende des allgemeinen Konsumvereins, bei Herrn Andreas Fintrup, dem 1. Vorsitzender des Seglervereins und Herrn Hasenfuss von der Abteilung Umweltschutz. Die Modelle die vorgeschlagen wurden, sind danach in der Gruppe je nach Machbarkeit und Inhalt zur Realisierung optimiert wurden. Ideen von anderen Modellen sind in die Realisierung mit eingeflossen, Autorenschaften lösten sich auf.
Starten wir mit der Insel Expedition, die von Natalija Miodragovic und Benjamin Menzel geleitet wurde. Diese Insel befindet sich von uns am weitesten entfernt. Die Definition für Expedition ist: Forschungsreise einer Personengruppe [in unerschlossene Gebiete]
Das Thema der Expedition ist die Reise ins Ungewisse. Die Reise in unerschlossende Gebiete, von denen wir nicht wissen wie sie ausgehen. Wir wissen das der Klimawandel oder nennen wir es Klimakrise, dass wir mitten drin stecken und es einen Kippmoment gibt. Eine Kettenreaktion wo es keinen Knopf mehr gibt, um auf Return zu drücken. Die Insel könnte von seiner Kubatur ein Eisberg sein. Ein schmelzender Eisberg. Der Eisberg ist aus Leitern und Metallketten konstruiert und mit Sisalstricken umspannt. Fehlt ein Glied in der Kette, zerbricht die Konstruktion. Alles wirkt leicht und zerbrechlich. Die Studierenden haben zu ihrer Insel folgenden Text geschrieben:
“Die Klimaerwärmung ist ein omnipräsentes Thema und kaum etwas steht so symbolisch daür, wie ein schmezlender Eisberg, der in unserer Arbeit dargestellt wird. Aktuell verschwinden allein in der Antarktis ca 4000 Tonnen Eis pro Sekunde, ein Prozess der durch den Menschen versursacht und weiter angetrieben wird. Schmilzt das gesamte Eis der Antarktis, stiege der Meeresspeigel um bis 60 Meter. Die Südseeinseln, wie die Malediven und Fidschi, gäbe es nicht mehr und Braunshcweig sticht aus dem Meer heraus.
Ein weiteres Phänomen, das durch den Temperaturanstieg ausgelöst wird, ist das verstärkte Wachstum verschiedener Algen, wie zum Beispiel der Rotalgen in Gletschergebieten und Baualgen in Braunschweiger Südsee. Es kommt zu weiteren negativen Einflüssen auf Gletscher und Ökosysteme, sodass sich der selbstzerstörende Krauslauf fortsetzt.“
Ilka Raupach und Gergely Laszlo haben die Gruppe Habitat geleitet. Habitat ist ein Standort für eine bestimmte Tier oder Pflanzenart. Das Material, dass dafür genutzt wurde ist vor Ort am Institut für Architekturbezogene Kunst gefunden worden. Baumstämme aus dem Querumer Forst. Baumstämme waren lange Zeit Grundstoff für Floße und Boote.
Aber ein Floss - eigentlich der ideale Ponton für den See sollte es nicht sein. das wäre zu einfach. So wurde die Frage gestellt: Was passiert, wenn man ein Floss bauen will, aber auf dem Weg zum Südsee vergisst wie es geht? Bei dieser Inselgruppe ging es nicht um das Ergebnis, sondern um den Prozess des Findens, Sammelns, des Transports und des Zusammensteckens mit einfachsten Hilfsmitteln und der eigenen Körperkraft. Der 13 km lange Weg mit dem Stämmen wurde gemeinsam vollzogen. 40 Studierende gingen vor zwei Wochen den kompletten Weg vom Querumer Forst in den Süden mit der Last von ca 2,5 Tonnen Holz.
Vor Ort wurden die Stämme mit einfachsten Werkzeugen gekürzt. Die dabei entstandene Skulptur lässt verschiedene Interpretationen offen. Einerseits weist die „zaunartige“ Anordnung der Baumstämme auf die Problematik der Abgrenzung, Markierung und Privatisierung von Land und Gewässer hin, anderseits erinnert die Inselgruppierung an Wellenbrecher im Meer und kann als Habitat für verschiedenste Tierarten dienen.
Die Gruppe Dystopie geleitet von Sina Heffner und Bernd Schulz haben gleich zwei Inseln realsiiert.Eine Dystopie ist eine pessimistische Beschreibung einer unethischen und negativen Gesellschaftsordnung.
Etwas 70 Prozetn der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Nach einer Studie von Greepeace schwimmen heute in jedem Quadratkilometer der Meere hunderttausende Teile Plastikmüll. Seevögel verenden qualvoll an Handyteilen in ihrem Magen, Schildkröten halten Plastiktüten für Quallen und Fische verwechseln winzige Plastikteilchen mit Plankton.
Neoase heißt die Arbeit die von weitem wie eine Palme aussieht. Die utopische Trauminsel wird bei näherem Hinsehen zur Dystopie.
Trinkwasser wird in Plastikflaschen transportiert, kommt aus Frankreich und Italien um gerade in exklusiven Restaurants uns ein Gefühl von mediteranen Flair zu suggerieren. Dabei ist die Trinkwasserqualität aus der Leitung gerade in Deutschland sehr gut. Die Skulptur „bottled water“ ein 3 x 3x 3 meter grosser Würfel aus Wasserkisten zeigt uns die Menge an Wasser, die wir in zwei Monaten verbruachen. So ist es bei uns selbstverständlich, dass wir mit Trinkwasser spülen, mit Trinkwasser duschen, mit Trinkwasser unsere Wohnung säubern, während in anderen Ländern der Zugang zu saubern Wasser nicht selbstverständlich ist.
Die letzte und vom Grundriss größte Arbeit Living Unit besteht aus 5 gleich grossen Inseln. Alice Goudsmit und Michael Zwingmann haben diese Gruppe betreut. Was muss eine autarke Wohneinheit abdecken können, um mit dem steigenden Meerspiegel die menschlichen Grundbedürfnisse abdecken zu können? Dabei erforderlich werden Anpassungen auf die neue Umgebung durch Erfindergeist und Kreativität. Diese für die Autarkie erforderlichen Anpassungen sind: Die Versorgung mit Wasser, Nahrung, Energie und die Gewährleistung von Schutz.
Jede einzelne Wohneinheit, die beliebig miteinander verbunden werden können, um gemeinsam eine Wohneinheit zu ergeben sind den Themen Gemeinschaft, Wohnen, Bildung und Versorgung gewidmet. So gibt es auf der einen Insel ein Windrad, dass während der Ausstellung den Strom für die Beleuchtung liefert. Es gibt Pflanzen auf der Insel, die mit dem Seewasser bewässert werden. Eine kleine Bibliothek lädt zum Lesen ein und eine Flagge in den Farben Blau für Wasser und Himmel und grün für die Erde schafft ein Gefühl von Identität.
Neben den Inseln ist auch eine Radiosendung in Kooperation mit der Okerwelle entstanden, die sie neben der Präsentation der Modelle im Bootshaus hören können. Besonders möchte ich dabei die Werbetrailer herausheben, wo die Studierenden mit den jeweiligen Themen verschieden Szenarien entwickelten.
Zuletzt möchte ich mich ganz herzlich bei Andreas Fintrup bedanken, der letztes Jahr auf uns zukam und uns die Möglichkeit gegeben hat in Kooperation mit dem Seglerverein dieses künstlerische Wagnis auf der Südee zu realiiseren. Ich möchte mich besonders bei Sina Heffner, Bernd Schulz, Gergely Lazlo, Ilka Raupach, Alice Goudsmit, Michael Zwingmann, Natalija Miodragovic und Benjamin Menzel bedanken, die in den letzten Wochen viele viele Stunden mit den Studierenden an der Realisation der Inseln gearbeitet haben, die über das übliche Maß hinausging. Ich danke der Stadt Braunschweig Fachbereich Kultur und Wissenschaft, sowie der Sparkassenstiftung für die finazielle Unterstützung, sowie real für das Zur Verfügung stellen der Wasserkästen.
Aber ich möchte mich auch bei den vielen Studierenden bedanken, die diesen ungewöhnlichen Weg einer Ausstellung auf dem Wasser positiv und begeisternd und wandernd begegnet sind.
Jetzt möchte ich sie alle einladen, sich ein Boot zu suchen und sich die Inseln in der Nähe zu betrachten.
Die Termine für weitere Bootstouren finden sie auf unserem Flyer. Es sind auch Sondertermine nach Anfrage möglich.
Und nun See ahoi!
Folke Köbberling