Ulrike Mohr
Vortrag im IAK am 4.11.2016
Als Bildenden Künstlerin arbeite ich mit dem Material der Holzkohle, stelle sie selbst her und nehme den „Grenzgänger“ Kohle als Ausgangspunkt für meine Beschäftigung mit Material, Raum- und Zeitphänomenen. In meinen ortsbezogenen Arbeiten sammle ich Holz, transformiere es komplett zu Holzkohle und zeige großformatige Zeichnungen im Raum. Für die Arbeit „Minneapolis Black“ (2012) transformierte ich einen ganzen Baum zu Holzkohle – eine Amerikanische Ulme – die dann in einem Zustand zwischen Zeichnung und Skulptur im Raum schwebend installiert war. Alles war in Fragmenten anwesend: der Stamm, die Äste und die Krone mit ersten Knospen. Die Gesamtheit aller Teile war seriell in Linien quer zum Raum organisiert. Entgegen dem aufrechten Wuchs der Ulme draußen in der Natur, hingen die Zweige im Innenraum waagerecht ausbalanciert als zeichenhafte Essenz. Hat Skulptur immer das Problem der Balance zu lösen, trifft hier das Prekäre der Balance zusätzlich auf das Fragile und Zerbrechliche des Materials der Kohle – ein Material, das uns als Zeichenmaterial geläufig ist. Man musste die Installation abschreiten, durch sie hindurchgehen – so löste sich das, aus der Distanz betrachtet, zunächst abstrakte Bild einer Raumzeichnung (schwarze Linien vor weißer Wand) – in eine körperliche Vielansichtigkeit auf.
Kohle als Material ist kristallin und fragil, leicht wie eine Feder, Licht komplett absorbierend, materialisierte Widersprüchlichkeit. Obwohl Kohle ein für uns vertrauter Stoff ist, erscheint uns ihr durchdringendes Schwarz und ihr regenbogenartiger Glanz nicht von dieser Welt zu sein. Obwohl organischen Ursprungs wirkt sie eher wie ein schwarzes Mineral – umso überraschender ist ihr geringes Gewicht, wenn wir ein Stück Holzkohle in der Hand wiegen. Kohle schwebt in einem faszinierenden Spannungsfeld gegensätzlicher Kräfte, deren Wirkung man regelrecht in ihrer Gegenwart erspüren kann. Sie enthüllt sich als ein materialisierter Grenzgänger, ein augenzwinkernder Trickster, verkörperte Liminalität.
CV
Ulrike Mohr (*1970) studierte Freie Kunst / Bildhauerei an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und der Art Academy in Trondheim, Norwegen. Ihre Arbeiten sind international in zahlreichen Ausstellungen, u.a. bei Kunsthal 44, Moen, Dänemark, ARTER, Istanbul; Heidelberger Kunstverein; Kunstverein Arnsberg; der 5. Berlin Biennale für Zeitgenössische Kunst und der 6. Nordic Biennial in Norwegen zu sehen. Ulrike Mohr erhielt u.a. das Stipendium der Senatsverwaltung für Forschung, Wissenschaft und Kultur, Berlin für Istanbul sowie das Katalogstipendium der Stiftung Kunstfonds für das Buch ANTHRAKOTHEK. Das bei The Green Box verlegte Buch gibt Einblick in Ulrike Mohrs künstlerische Arbeit der letzten Jahre, in denen sie sich mit dem Vorgang des Köhlerns auseinandergesetzt und die Ergebnisse in ihren Installationen verwendet.
Vortrag im IAK am 4.11.2016
Als Bildenden Künstlerin arbeite ich mit dem Material der Holzkohle, stelle sie selbst her und nehme den „Grenzgänger“ Kohle als Ausgangspunkt für meine Beschäftigung mit Material, Raum- und Zeitphänomenen. In meinen ortsbezogenen Arbeiten sammle ich Holz, transformiere es komplett zu Holzkohle und zeige großformatige Zeichnungen im Raum. Für die Arbeit „Minneapolis Black“ (2012) transformierte ich einen ganzen Baum zu Holzkohle – eine Amerikanische Ulme – die dann in einem Zustand zwischen Zeichnung und Skulptur im Raum schwebend installiert war. Alles war in Fragmenten anwesend: der Stamm, die Äste und die Krone mit ersten Knospen. Die Gesamtheit aller Teile war seriell in Linien quer zum Raum organisiert. Entgegen dem aufrechten Wuchs der Ulme draußen in der Natur, hingen die Zweige im Innenraum waagerecht ausbalanciert als zeichenhafte Essenz. Hat Skulptur immer das Problem der Balance zu lösen, trifft hier das Prekäre der Balance zusätzlich auf das Fragile und Zerbrechliche des Materials der Kohle – ein Material, das uns als Zeichenmaterial geläufig ist. Man musste die Installation abschreiten, durch sie hindurchgehen – so löste sich das, aus der Distanz betrachtet, zunächst abstrakte Bild einer Raumzeichnung (schwarze Linien vor weißer Wand) – in eine körperliche Vielansichtigkeit auf.
Kohle als Material ist kristallin und fragil, leicht wie eine Feder, Licht komplett absorbierend, materialisierte Widersprüchlichkeit. Obwohl Kohle ein für uns vertrauter Stoff ist, erscheint uns ihr durchdringendes Schwarz und ihr regenbogenartiger Glanz nicht von dieser Welt zu sein. Obwohl organischen Ursprungs wirkt sie eher wie ein schwarzes Mineral – umso überraschender ist ihr geringes Gewicht, wenn wir ein Stück Holzkohle in der Hand wiegen. Kohle schwebt in einem faszinierenden Spannungsfeld gegensätzlicher Kräfte, deren Wirkung man regelrecht in ihrer Gegenwart erspüren kann. Sie enthüllt sich als ein materialisierter Grenzgänger, ein augenzwinkernder Trickster, verkörperte Liminalität.
CV
Ulrike Mohr (*1970) studierte Freie Kunst / Bildhauerei an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und der Art Academy in Trondheim, Norwegen. Ihre Arbeiten sind international in zahlreichen Ausstellungen, u.a. bei Kunsthal 44, Moen, Dänemark, ARTER, Istanbul; Heidelberger Kunstverein; Kunstverein Arnsberg; der 5. Berlin Biennale für Zeitgenössische Kunst und der 6. Nordic Biennial in Norwegen zu sehen. Ulrike Mohr erhielt u.a. das Stipendium der Senatsverwaltung für Forschung, Wissenschaft und Kultur, Berlin für Istanbul sowie das Katalogstipendium der Stiftung Kunstfonds für das Buch ANTHRAKOTHEK. Das bei The Green Box verlegte Buch gibt Einblick in Ulrike Mohrs künstlerische Arbeit der letzten Jahre, in denen sie sich mit dem Vorgang des Köhlerns auseinandergesetzt und die Ergebnisse in ihren Installationen verwendet.